Schlagwort: Während du schliefst
Gleißend
»Vielleicht wurde ihm klar, dass er nicht entfliehen konnte. Jedenfalls blieb er und beobachtete die beiden Kreaturen, die in ein und demselben Körper wie zwei im Mondlicht gleißende Gestalten an der Oberfläche eines trüben Teiches unter dem späten Mond miteinander rangen und abwechselnd einander zu ertränken versuchten.« – William Faulkner, Licht im August
Rückkehr
»Es ist kein Wunder, dass ich keinen Vater hatte und dass ich, schon zwanzig Jahre bevor ich das Licht erblickte, eines Nachts gestorben war. Und dass meine einzige Rettung ist, dass ich zum Sterben an den Ort zurückkehre, wo mein Leben schon aufgehört hatte, ehe es begann.« – William Faulkner, Licht im August
Unbenannt
Ein junger Mann kommt zu einem Rabbi mit der Frage: „Was kann ich tun, um die Welt zu retten?“ Der Weise antwortet: „So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgens die Sonne aufgeht.“ „Aber was nützen dann all meine Gebete und meine guten Taten, mein ganzes Engagement?“, fragt der junge Mann. Darauf der Weise:… Unbenannt weiterlesen
Phantasma
»Wozu dient das Objekt? Dazu, der Angst eine sexuelle Existenz zu verleihen. Narziß gelingt das nicht. Er ist in einer anderen Dimension. Seine nicht an ein Objekt gebundene Angst kehrt zu ihm zurück, und wenn er in diesem Zurückschnellen erkennt, daß der andere in der Quelle nur er selbst ist, hat er einen psychischen Raum… Phantasma weiterlesen
Eurydike
»Die Geschichte von Eurydike ist mißverstanden worden. Die Geschichte handelt eigentlich von der Einsamkeit des Todes. Eurydike ist in ihrem Totenhemd in der Hölle. Sie glaubt, Orpheus liebe sie genug, um sie retten zu kommen. Doch am Ende ist Orpheus‘ Liebe nicht stark genug. Orpheus läßt die geliebte Frau zurück und kehrt zum eigenen Leben… Eurydike weiterlesen
Dionysisch
»Das Element der Zerreißung und Zerfleischung, das zum Kern des Dionysosmythos gehört, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Thematik des Oralen, die für den Mythos wie für den Kult des Gottes in beherrschendem Ausmaße kennzeichnend ist.“ Die Oralität besteht in der Einverleibung des geliebten Objekts und seiner eruptiven Ausstoßung. Es gibt kein Behalten zwischen Aufnehmen und… Dionysisch weiterlesen
Prosymnos
»Als Dionysos umherirrte, um seine Mutter Semele in der Unterwelt zu suchen, traf er einen Jüngling namens Prosymnos, der sich erbot, ihm den Weg zur Unterwelt zu zeigen, wenn er ihm zu Willen wäre. Dionysos erklärte sich dazu bereit, wenn er aus der Unterwelt zurückgekehrt sei. Darauf zeigte ihm der Jüngling den Weg, und Dionysos… Prosymnos weiterlesen
Intolerabel
»Es ist der menschlich intolerable Tod, der Widerspruch des gewussten Todes, das Urtrauma der Sterblichkeit, welches das Urphantasma der Urabwehr Todestrieb, introjektiv wie zumal projektiv, provoziert; zumal projektiv, denn in der tötenden Usurpation des Todes, der Krake dieses Gottes, der Allausbreitung des Kriegs über die ganze Erde, vollendet sich die Apotheose von Menschheit – apokalyptisch… Intolerabel weiterlesen
Denkbar
»Der »Versuch« – zu verstehen als eine verändernde Erprobung seiner selbst und nicht als vereinfachende Aneignung des anderen zu Zwecken der Kommunikation – ist der lebende Körper der Philosophie, sofern diese jetzt noch das ist, was sie einst war: eine Askese, eine Übung seiner selbst, im Denken.« – Michel Foucault, Der Gebrauch der Lüste