Grundierung

»Schreiben heißt ja sich öffnen bis zum Übermaß; die äußerster Offenherzigkeit und Hingabe, in der sich ein Mensch im menschlichen Verkehr schon zu verlieren glaubt und vor der er also, solange er bei Sinnen ist, immer zurückscheuen wird – denn leben will jeder, solange er lebt – diese Offenherzigkeit und Hingabe genügt zum Schreiben bei… Grundierung weiterlesen

Sprechblase

»Warum ist es so schwer, von sich zu sprechen? Weil wir uns mit dem Blick der anderen sehen. Weil uns das Angst macht. Weil wir uns nicht kennen, sondern hinter uns zurück und über uns hinaus sind. Weil unsere Sprache gewöhnlich gespalten ist in ein erfahrungsloses allgemeines Reden und das dunkle fragmentarische Murmeln des Traums.… Sprechblase weiterlesen

Lebensboden

Alleinsein als Lebensgrund Alleinsein nicht nur ein Zufluchtsort, an dem ich Atem hole, sondern ein Ort, an dem ich mich beheimate. »Jenes Alleinsein, in dem ich mich seit zwanzig Jahren befestigt habe, darf nicht zu einer Ausnahme werden, zum ‚Urlaub‘, den ich mir, unter vielen Rechtfertigungen, bei einem überwachenden Glück ausbitten müßte. Ich muß grenzenlos… Lebensboden weiterlesen

Schattenflucht

»Es gibt eine Wahrheit, die sich nur in der Einsamkeit offenbart. Eine Erkenntnis, die durch das Tun zerstört wird, die an der kleinsten Berührung mit der Welt zerbricht: das Wissen darum, daß wir verlassen sind, in der hintersten Ecke des nur flüchtig skizzierten Raums. Das ist die Wahrheit, die der Handelnde leugnet.« – Richard Powers,… Schattenflucht weiterlesen

Kurzbuch

»Die meisten Leute halten Einsamkeit für eine Lebensphase, für eine notwendige Jugendsünde, eine unglückliche Entwicklung im Alter, eine Störung, einen Betriebsunfall, eine Marotte, eine Angelegenheit von ein paar Stunden, Tagen, Monaten, schlimmstenfalls eine Summe von Jahren. Nur die wenigsten wissen, daß sie eine Göttin ist, die ihre Macht von Tag zu Tag vergrößert, bis sie… Kurzbuch weiterlesen

Das war die Einsamkeit

»Das also war die Einsamkeit: sich plötzlich auf der Welt zu finden, als wäre man soeben von einem andern Planeten gekommen, ohne zu wissen, weshalb man von ihm verstoßen wurde. Zwei Dinge hat man mitnehmen dürfen (in meinem Fall den Sessel und die Uhr), die man nun auf dem Buckel tragen muß wie einen Fluch,… Das war die Einsamkeit weiterlesen

L’avalée des avalés

»Das Leben spielt sich nicht auf der Erde ab, sondern in meinem Kopf. Das Leben ist in meinem Kopf, und mein Kopf ist im Leben. Ich bin umfangen und umfangend. Ich bin die vom Verschlungenen Verschlungene.« – Réjean Ducharme, Von Verschlungenen verschlungen

Unwissenheit

»Er wusste nicht, dass sie weinte, weil er nicht wusste, dass erwachsene Menschen weinten, und als er das lernte, hatte die Erinnerung sie vergessen.« – William Faulkner, Licht im August

Phantasma

»Wozu dient das Objekt? Dazu, der Angst eine sexuelle Existenz zu verleihen. Narziß gelingt das nicht. Er ist in einer anderen Dimension. Seine nicht an ein Objekt gebundene Angst kehrt zu ihm zurück, und wenn er in diesem Zurückschnellen erkennt, daß der andere in der Quelle nur er selbst ist, hat er einen psychischen Raum… Phantasma weiterlesen

Eurydike

»Die Geschichte von Eurydike ist mißverstanden worden. Die Geschichte handelt eigentlich von der Einsamkeit des Todes. Eurydike ist in ihrem Totenhemd in der Hölle. Sie glaubt, Orpheus liebe sie genug, um sie retten zu kommen. Doch am Ende ist Orpheus‘ Liebe nicht stark genug. Orpheus läßt die geliebte Frau zurück und kehrt zum eigenen Leben… Eurydike weiterlesen