Sie machte einen Schritt nach vorn, tastet sich mit ausgestreckten Armen durch eine tote Welt, in der sie sich nicht mehr zurechtfindet. Durch das niedrige Fenster des Speichers sieht man in der Ferne die Hochöfen, die lichterloh brennen und deren Schlote aus voller Kraft rauchen. Elisa sieht nicht hinaus. Sie hebt die Hände, klammert sich an den Fensterrahmen und steigt auf das schmale Holzbrett. Sie ist groß, sie muß ein wenig den Kopf einziehen, um nicht an die Dachbalken zu stoßen. Einen Moment lang legt sie die Wange an die verputzte Wand, ihre Augen sind geschlossen, das Gesicht wirkt ruhig, fast als lächelte sie. Das Fenster ist offen, ein leichter Frühlingswind weht über das Land, verfängt sich in Elisas langem Rock und läßt den Saum in sanften Wellen um ihre Knöchel spielen.
Mit immer noch geschlossenen Augen schiebt sie vorsichtig ihren Kopf zum Rand der Mauer vor und unter dem Fensterrahmen hindurch. Sie neigt sich ein wenig hinaus. Und dann löst sie ihre Hände, mit denen sie sich festgehalten hat, mit einer weit ausholenden, leidenschaftlichen Geste.
– Madeleine Bourdouxhe, Gilles’ Frau