Lebensverhältnis

»Für mich ist nichts gefährlicher als die Erinnerung. Habe ich mich eines Lebensverhältnisses erst erinnert, so hat das Verhältnis selbst aufgehört. Es heißt, daß Trennung die Liebe auffrischen helfe. Das ist zwar richtig, aber sie frischt sie auf eine rein poetische Weise auf. In der Erinnerung leben ist das vollkommenste Leben, das sich denken läßt, die Erinnerung sättigt reichlicher denn alle Wirklichkeit, und sie hat eine Sicherheit, wie keine Wirklichkeit sie besitzt. Ein erinnertes Lebensverhältnis ist bereits in die Ewigkeit eingegangen und hat kein zeitliches Interesse mehr.«
– Søren Kierkegaard, Entweder – Oder