Lebensfeucht

»Aber die Frau kam zu ihm. Aus ihrer lichteren Dunkelheit brach sie über die Grenzen seiner Finsternis ein. Plötzlich stand sie vor ihm, ihr warmer, reiner Atem wehte an seinem Mund, der Schimmer ihrer weit weitgeöffneten, lebensfeuchten Augen stieg unter seine gesenkten Lider. Sie strömte leises Lachen aus, sie schlang ihre Arme um ihn und zog ihn mit sich zum Bett. Doch als er plötzlich ihren weichen Kuß auf seinen Lippen fühlte und eine noch nie empfundene tiefe Lockung, packte er sie fest an ihren Schultern, hielt sie noch einmal ab von sich, lange, suchte in der Dunkelheit die Nacht ihrer Augen, bis er sie, die weich ihm entgegenstrebte, endlich in seine Arme nahm.«
– Rahel Sanzara, Das verlorene Kind