Alleinsein als Lebensgrund
Alleinsein nicht nur ein Zufluchtsort, an dem ich Atem hole, sondern ein Ort, an dem ich mich beheimate.
»Jenes Alleinsein, in dem ich mich seit zwanzig Jahren befestigt habe, darf nicht zu einer Ausnahme werden, zum ‚Urlaub‘, den ich mir, unter vielen Rechtfertigungen, bei einem überwachenden Glück ausbitten müßte. Ich muß grenzenlos in ihm leben. Es muß das Grundbewußtsein bleiben, in das ich immer zurückkehren kann, nicht in der Absicht, ihm jetzt, rasch, einen bestimmten Gewinn abzuringen, nicht in der Erwartung, als müsse es mir fruchtbar sein; sondern unwillkürlich, unbetont, schuldlos: als zu dem Orte, an den ich gehöre.«
– Rainer Maria Rilke, Das Testament