Imago

»Ich hatte Angst um mein Image. Ein gutes Image zu haben ist eine der wichtigsten Waffen, um im schwulen Milieu überleben zu können. Image, so hatte ich im Englischunterricht gelernt, kommt vom lateinischen »imago«. Was wiederum für »Bild« steht. Das Bild, das man sich von einem Menschen macht. Man macht sich ein Bild und verlangt, daß der Mensch dann mit diesem Bild identisch ist.
Mir war der Vorwurf: »Du hast mich enttäuscht!« unverständlich. Nicht die Tatsache, daß ein Gefühl der Enttäuschung da ist. Nicht, daß jemand die Erwartungen, die man in ihn gesetzt hatte, nicht erfüllen konnte oder wollte. Sondern, daß man dem anderen einen Vorwurf daraus machte.
Denn man hatte ja sich selbst getäuscht. Den Vorwurf hätte man eigentlich sich machen sollen. Und wenn man jetzt enttäuscht war, war das eigentlich eine ganz gute Sache. Denn man sah ja jetzt klarer.«
– Napoleon Seyfarth , Schweine müssen nackt sein