Abschied

Wenn Du das Licht erblickst, beginnt die Zeit.
Sie schleppt sich langsam durch die Kindheit.
Sie bäumt sich auf in der Jugend.
Sie schlendert ins Erwachsenwerden.
Sie läuft durch die mittleren Jahre.
Sie galoppiert in das Alter.
Sie rast dem Ende entgegen,
bis sie plötzlich im Nichts verschwindet.

Ruhe-, unsagbare Stille, eine klanglose Weite
umhüllt mich und trägt mich
durch einen unendlichen Raum,
Luft, Feuer, Erde, Wasser –
Das ist nun alles in mir, dies alles bin nun ich,
umgibt mich nicht, sondern ist Teil von mir,
wie auch ich Teil dessen bin.

Die Grenzen lösen sich und Gegensätze werden Eins.
Keine Bewegung der Zeit,
keine Bemühungen etwas zu erreichen,
keine Schmach und keine Pein,
trennt sich vom Glück, Glorie und Victoria,
so wie für alles und jeden die Morgenröte scheint.
Ich bin nicht gegangen, sondern habe mich nur verändert,
bin mit und in allem.

Wenn Ihr diesen Ort verlasst und es scheint die Sonne,
könnte es ich sein;
Wenn Ihr diesen Ort verlasst und es regnet,
könnte es ich sein;
Wenn Ihr diesen Ort verlasst und es schneit,
könnte es ich sein;
Wenn Ihr diesen Ort verlasst und der Tag trifft die Nacht,
könnte es ich sein;
Wenn früher Morgentau und Nebel in den Tag zieht,
könnte es ich sein;
Selbst wenn die Nacht dunkel, düster und kalt ist,
könnte es ich sein;

Ihr seht, wir alle bleiben stets beisammen.

(Ingo Graupner)